Die Geschichte Australiens reicht bis weit vor die europäische Entdeckung und Besiedlung zurück. Seit rund 40.000 bis 60.000 Jahren gilt der australische Kontinent als von Menschen bewohnt. Lange vor der Ankunft der Europäer haben die Aborigines das weite Land entdeckt und eine einzigartige Kultur entwickelt. Mit der Kolonisierung durch die Briten begann dann der Weg des modernen Australien, dass heute zu einem der am besten entwickelten Länder der Welt gehört und eine bedeutende Macht im pazifischen Raum darstellt. Im Folgenden wird die vielfältige Geschichte Australiens näher vorgestellt.

Besiedlung durch die Aborigines

Die Ursprünge menschlicher Besiedlung Australiens verlieren sich im Dunkel der Geschichte. Man geht heute davon aus, dass vor etwa 60.000 Jahren die ersten Menschen den Kontinent erreichten. Er war damals noch über eine Landbrücke mit Neuguinea verbunden, während die heutigen Inseln Sumatra, Bali und Borneo ebenfalls eine zusammenhängende Landmasse mit Asien bildeten. Zwischen beiden Landmassen lag ein schmales Meer, das sich relativ leicht mit Booten überwinden ließ. Da die Erfindung seetauglicher Boote vor mehr als 60.000 Jahren als sehr unwahrscheinlich gilt, wird diese Zeit als frühester Beginn der australischen Besiedlung angenommen. Sie folgte damit der Ausbreitung der menschlichen Spezies von Afrika über Europa und Asien entlang der südostasiatischen Küste. Dieser Ursprungsbesiedlung folgten spätere weitere Siedlungswellen. So geht man davon aus, dass vor etwas mehr als viertausend Jahren eine Zuwanderung vom indischen Subkontinent und eine Vermischung mit der bereits vorhandenen einheimischen Bevölkerung stattfand. Die Aborigines stellen vor diesem Hintergrund kein homogenes Volk dar, sondern unterteilen sich in zahlreiche Stämme und Clans mit eigener Kultur, eigenen Sprachen und Gebräuchen. In den religiösen Vorstellungen der Aborigines spielt dabei die sogenannte Traumzeit, eine mythische Ära mit Ahnengeistern und Traumgeschichten, eine herausragende Rolle. Der geographischen Situation entsprechend wird eine von Nordaustralien ausgehende allmähliche Besiedlung des Kontinents unterstellt. Bei der Ankunft der Europäer im 18. Jahrhundert dürften etwa 400 bis 700 Stämme und Clans existiert haben, die Bevölkerung Australiens wird zu dieser Zeit auf 300.000 bis 1.000.000 Menschen geschätzt. Die Aborigines lebten damals als nomadisierende Jäger und Sammler. Nach der europäischen Einwanderung wurden zahlreiche Aborigines Opfer eingeschleppter Krankheiten und gewaltsamer Auseinandersetzungen, so dass sich die Zahl der australischen Ureinwohner drastisch verringerte. Mehrfach kam es zu Massakern unter der Urbevölkerung. 1920 lebten nur noch 60.000 Aborigines in Australien, heute beträgt ihre Zahl wieder etwas mehr als 460.000. Rund 75 Prozent der Ureinwohner leben dabei sesshaft in den australischen Städten und haben weitgehend die westliche Lebensweise angenommen. Die Kultur der Aborigines ist nicht statisch, sondern weist verschiedene Entwicklungen auf. Gefundene Felsmalereien zeigen zum Beispiel unterschiedlich Stile, die bestimmten historischen Epochen zuzuordnen sind. Kultureller Wandel dürfte dabei in engem Zusammenhang mit klimatischen Veränderungen gestanden haben.

Terra Australis – eine europäische Hypothese

Vorstellungen von der Existenz einer unbekannten Terra Australis bestanden bereits in der Antike. Der griechische Mathematiker und Geograph Claudius Ptolemäus prägte erstmals diesen Begriff von einem Südland. Hintergrund bildete seine Ansicht, dass alle Meere von Land umgeben seien. Demzufolge wurde eine solche südliche Begrenzung auch für den bereits bekannten Indischen Ozean unterstellt. Viele Kartographen der Antike und später des Mittelalters verzeichneten daher einen australischen Kontinent als mit Afrika und dem Südpol verbundene Landmasse. Später wurde die Hypothese von der Existenz eines australischen Kontinents von der Überzeugung gestützt, dass es auf der Südseite der Erdkugel eine große Landmasse als Gegengewicht zum eurasischen Kontinent geben müsse. In seinen Reiseaufzeichnungen berichtete Marco Polo im Zusammenhang mit seiner Rückreise von China nach Venedig von einem sagenhaften Land südlich von Java, von ihm als Groß-Java bezeichnet. Dieser Bericht beflügelte die europäischen Vorstellungen erneut und weckte den Wunsch, das unbekannte Territorium zu entdecken. auch aus dem alten China sind Berichte über ein südliches Land bekannt.

Erste Landungen und Erkundungen

Das Zeitalter der Entdeckungen, der großen Seefahrten und Expeditionen nahm daher auch die noch unbekannte Terra Australis ins Visier, wo ungeahnte Schätze und Reichtümer vermutet wurden. Der portugiesische Seefahrer Magellan glaubte 1520 irrtümlich, mit der Magellanstraße bereits die Schnittstelle zwischen Südamerika und dem unbekannten Kontinent entdeckt zu haben. Die ersten Europäer, die Australien tatsächlich erreichten, waren spanische Seefahrer im 16. und 17. Jahrhundert. Anfang des 17. Jahrhunderts landeten auch Holländer an der australischen Küste – häufig unfreiwillig, indem ihre Schiffe dort strandeten. Eine erste systematische Erkundung erfolgte 1642 auf Initiative der Niederländisch-Ostindischen Kompanie, die im heutigen Indonesien mit Handelsniederlassungen aktiv war. Der Holländer Abel Tasman konnte mit seiner Seefahrt nachweisen, dass Australien nicht mit dem Südpol verbunden ist und entdeckte das später nach ihm benannte Tasmanien. Eine weitere niederländische Expedition unter Willem de Vlamingh kartographierte 1696 die australische Westküste. Das Interesse der Holländer war aber nicht auf eine Inbesitznahme oder Kolonisierung gerichtet. Die Landung des britischen Seefahrers und Entdeckers an der Ostküste Australiens am 28. April 1770 markierte dann den Beginn der britischen Kolonisierung und damit einen Wendepunkt in der australischen Geschichte. Er nahm das entdeckte Land formell als New South Wales für die britische Krone in Besitz.

Australien – Geschichte der Sträflingskolonie und Siedler

Großbritannien suchte nach dem Verlust der amerikanischen Kolonien durch den Unabhängigkeitskrieg nach neuen Orten für eine Ansiedlung von Sträflingen. Das neu entdeckte Australien wurde hierfür in Aussicht genommen. Am 26. Januar 1788 landeten elf Schiffe, die sogenannte First Fleet, mit rund tausend Männern und Frauen – drei Viertel davon Sträflinge – in Port Jackson an der Ostküste und begründeten dort eine Ansiedlung, die nach dem Namen des damaligen britischen Innenministers Sydney benannt wurde. Die Ankunft dieser tausend Siedler stellt den Beginn der europäischen Einwanderung nach Australien dar. In den folgenden Jahrzehnten wurden etwa 160.000 Strafgefangene nach Australien gebracht, erst 1868 endeten die Sträflingsdeportationen vollständig. Die Kolonie New South Wales nahm zunächst die östliche Hälfte, später etwa sechzig Prozent Australiens ein. 1829 wurde auch Westaustralien als britische Kolonie mit Perth als Zentrum ausgerufen. Damit wollte man einer befürchteten französischen Kolonisierung zuvorkommen. Mit dem gleichen Motiv war bereits 1825 Tasmanien zur Kolonie erklärt worden. Innerhalb des riesigen Territoriums von New South Wales wurden im Zeitablauf mehrere Teilkolonien abgetrennt. So entstanden 1836 South Australia, 1851 Victoria und 1859 Queensland. Die einzelnen Kolonien waren dabei nicht miteinander verbunden, sondern bildeten selbständige Einheiten innerhalb des britischen Kolonialreiches.

Auf dem Weg zur australischen Nation und Unabhängigkeit

Einen weiteren wichtigen Meilenstein der australischen Geschichte bildet die Entdeckung von Goldvorkommen nordöstlich von Melbourne in der Kolonie Victoria. Mit dem Goldfund am 22. August 1851 wurde ein riesiger Goldrausch ausgelöst, der Australiens weitere Entwicklung nachhaltig beeinflusst hat. In kurzer Zeit setzte ein enormer Zustrom an Goldsuchern von den britischen Inseln, aus den USA, China und anderen Teilen der Welt ein. Die freiwillige Zuwanderung bildete ein wesentliches Motiv für die britische Regierung, die Gefangenentransporte einzustellen. Wegen der Aussichten auf Goldfunde war die Verbannung nach Australien keine Strafe mehr. Heute ist die australische Bevölkerung zu etwa drei Vierteln britischen oder irischen Ursprungs, rund zwanzig Prozent stammen aus anderen europäischen Regionen, etwa fünf Prozent sind asiatischer Herkunft. Nur etwa ein Prozent der Bevölkerung wird von den Ureinwohnern gebildet. Im 19. Jahrhundert wurden von der wachsenden australischen Bevölkerung in zunehmendem Maße demokratische Reformen gefordert. Proteste gipfelten in dem sogenannten Eureka-Stockade-Aufstand australischer Minenarbeiter. Trotz der Niederschlagung des Aufstandes durch die britische Kolonialmacht war das Reform- und Unabhängigkeitsbestreben der Australier nicht mehr aufzuhalten. Zwischen 1855 und 1890 erhielten die australischen Kolonien im Rahmen des sogenannten Responsible Government nach und nach ein größeres Maß an Selbständigkeit, allerdings blieben Außen- und Verteidigungspolitik sowie der Außenhandel weiterhin Domänen des British Empire.

Australien – Geschichte des Australischen Bundes

Am 1. Januar 1901 wurde mit dem Zusammenschluss der australischen Kolonien zum Commonwealth of Australia und der Erlangung des Dominion-Status als Australischer Bund im Jahre 1907 de facto die Unabhängigkeit des Landes erreicht. Erste Hauptstadt wurde Melbourne, später wurde zunächst die Hauptstadtfunktion, später auch der Regierungssitz in das neu gegründete Canberra verlagert. 1931 wurde der Australische Bund Mitglied im Commonwealth of Nations. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Australien zu einer bedeutenden Regionalmacht. Mit der Kontrolle über weite Teile Neuguineas übte Australien selbst zeitweise Kolonialherrschaft aus. Australien nahm an der Seite Großbritanniens sowohl am Zweiten Burenkrieg in Südafrika als auch am Ersten und Zweiten Weltkrieg teil. Trotz der australischen Unabhängigkeit bleibt die enge Verbindung zum ehemaligen Mutterland eine Konstante der Außenpolitik des Landes. Es war auch aktiv an der Seite der USA am Vietnamkrieg beteiligt. Nach dem zweiten Weltkrieg setzte eine weitere, bewusst geförderte Einwanderungswelle aus dem zerstörten Nachkriegseuropa ein, die dem Land einen neuen Bevölkerungs- und Entwicklungsschub brachte. 1986 verzichtete Großbritannien auf die letzten noch bestehenden verfassungsmäßigen Rechte. Australien ist von der Staatsform her eine konstitutionelle Monarchie mit der britischen Königin Elisabeth II. als Staatsoberhaupt. Die Königin wird bei der Ausübung ihrer Funktionen durch einen Generalgouverneur vertreten. Die australische Verfassung ist als demokratisches System auf bundesstaatlicher Grundlage mit einem Zweikammerparlament – Repräsentantenhaus und Senat – organisiert. Die Exekutive wird durch die Regierung mit dem Ministerpräsidenten an der Spitze gebildet. In der Vergangenheit hat es immer wieder Diskussionen um die Beibehaltung der konstitutionellen Monarchie als Staatsform gegeben. Zuletzt sprach sich in einem Referendum 1999 eine knappe Mehrheit der Australier für die Beibehaltung und gegen die Republik aus. Auch in Zukunft dürfte die Debatte um die Staatsform weiter anhalten.