Obwohl Australiens Landesfläche durchaus mit der Gesamtfläche Europas vergleichbar ist, erfolgte die große Besiedlung spät. Bei der Ankunft der ersten Siedler im Jahre 1788 galt Australien mit seinen rund 8 Millionen Quadratmetern als Neuland. Dabei war das weitläufige Territorium mit den abwechslungsreichen Klimazonen nicht unbewohnt. Australische Ureinwohner, die Aborigines , hießen die Neuankömmlinge in ihrem mystischen und geheiligten Land willkommen. Nach den ersten freundschaftlichen Kontakten tauschten die Siedler und die Ureinwohner Australiens Waren und Nahrungsmittel. Anschließend folgte ein dunkles Kapitel in der australischen Geschichte, in der Aborigines bis zum 19. Jahrhundert enteignet wurden. Seit vielen Jahrzehnten arbeitet Australien an der Erinnerungskultur beider Seiten und erkennt das Nomadenleben der Ureinwohner solidarisch an.

Die historische Bedeutung des Namens und die Vorgeschichte

Tatsächlich verwenden die Aborigines selbst nicht diesen Begriff, um sich als Bevölkerungsgruppe einheitlich zu identifizieren. Vielmehr werden sie von Außenstehenden als Aborigines (lat. ab origine ~ Ureinwohner) bezeichnet. Der Begriff wurde zur Zeit der ersten Besiedlung Australiens diffus verwendet und erfolgte nicht in Absprache mit den Ureinwohnern. Dabei unterteilen sich die Aborigines nochmals untereinander und nennen sich in Zentralaustralien Anangu. Andernorts, etwa im Süden des Landes, können Forscher dagegen auf die Bezeichnung Koori stoßen. Die Heirats- und Verwandtschaftssysteme der australischen Ureinwohner sind besonders im Landesinneren nicht einfach strukturiert. Aborigines gehören zu Stämmen, ein einzelner Aborigine kann jedoch mit anderen Aborigines aus einem anderen Stamm übergreifend verwandt sein. Die interessanten Beziehungssysteme haben ihren Ursprung vermutlich in der Zeit der frühesten Besiedlung des Landes. Forscher vermuten, dass Aborigines einer afrikanischen Auswanderungswelle entstammen könnten. Die Vermutung einiger Wissenschaftler geht davon aus, dass dieses Ereignis sich vor mehr als 100.000 v. Chr. ereignet haben könnte. Wie es dazu gekommen ist, bleibt bis heute ungeklärt. Aufwändige DNA-Tests weisen darauf hin, dass die Auswanderungswelle zuerst den europäischen Kontinent erreicht hat. Die Nachfahren zogen dann über den asiatischen Kontinent bis in die Nähe Australiens. Probleme ergeben sich bei der Frage, wie die Nachfahren zu dieser Zeit das australische Festland erreicht haben. Eine Landbrücke hat es nämlich nie gegeben. Aus diesem Grund lehnen einige Experten diese Theorie ab und vermuten eine Besiedlung, die um 50.000 v. Chr. stattfand. Ausgrabungen im Norden scheinen dies zu bestätigen. Neueste Forschungsmethoden führen dennoch zu unterschiedlichen Datierungen und die genauen Jahreszahlen bleiben ungeklärt. Was dadurch aber erwiesen ist, ist eine kontinuierliche Anwesenheit erster Menschen auf dem Kontinent. Aborigines im Norden Australiens haben eindeutig eine Jahrtausend alte Vorgeschichte. Bereits um 40.000 v. Chr. kannten die Ureinwohner rituelle Bestattungen und Opfergaben. Genetische Vermischungen nach 3.000 v. Chr. können mit der einsetzenden Seefahrt in Verbindung gebracht werden. Auch das Eintreffen der ersten Entdecker nach 1500 veränderte die Werkzeuge der Aborigines . Bis zur Ankunft der britischen Siedler blieben dennoch einige Stämme völlig voneinander isoliert.

Die heutige Lebensweise der Aborigines

Aborigines konnten sich bis zur Ankunft der Siedler über einen sehr langen Zeitraum an neue Gegebenheiten des Landes anpassen. Als Fischer und Jäger lebten sie über mehrere Tausend Jahre im zeremoniellen Einklang mit der Natur. Obwohl die heutigen Stämme insgesamt sehr friedlich und offenherzig sind, leben sie lieber abseits der Touristenrouten. Ein intensiver Einblick in ihre erstaunliche Kultur ist mancherorts nur durch fachkundige Aborigines Reiseführer oder Aborigines Scouts möglich. Es stellt zudem für einen Reisenden eine besondere Ehre dar, von Aborigines in einer Gruppe empfangen zu werden. Sobald sie sich nicht bedrängt fühlen, erweisen sie den Gästen oftmals eine unvergleichliche Gastfreundschaft. Dabei sollte allgemein bedacht werden, dass viele Aborigines ein traditionelles Leben bevorzugen. Sie sind zum einen sesshaft in vorstädtischen Gebieten, zum anderen leben Stämme noch in Lehmbehausungen. Trotz neuartiger Technologien sind heute noch Aborigines Fischer zu beobachten, die in den einfachsten Kanus auf das offene Meer hinausfahren – aber auch ein Aborigine kann heute ein Handy besitzen. Während einige Aborigines Stämme moderne Alltagskleidung tragen, bevorzugen andere wiederum die traditionelle Körperbemalung. Obwohl sie zum Nomadenleben tendieren, sind jedoch mancherorts Aborigine Familienväter auch in modernen Städten zu sehen, um beispielsweise durch Straßenmusik die Existenz ihrer Kinder im Outback zu sichern. Diese Problematik erfordert auch von Touristen ein besonderes Feingefühl. Auf Safaris sind dagegen auch zahlreiche Stämme wie zu Urzeiten zu beobachten. Traditionelle Waffen wie der Bumerang gehören dabei ebenso zur Ausrüstung eines Aborigine Jägers wie sein Speer. Mit größeren, nicht wiederkehrenden Bumerangs können Aborigines Stämme vergleichsweise große Tiere erbeuten. Die häufig als Souvenir verkauften kleineren Bumerangs haben mit der ursprünglichen Waffe nicht viel gemeinsam. Alles, was mit den einfach anmutenden Waffen erbeutet werden kann, prägt selbst heute noch die Essgewohnheiten der Ureinwohner. Fische, Schlangen, Kängurus, Wombats oder Vogeleier sind jedoch keine ungewöhnlichen Nahrungsmittel in diesen schönen Regionen. Aborigines können mancherorts auch einer Zucht nachgehen und Handel betreiben. Doch auch das Leben von modernen Aborigines in der Großstadt kann mit den kulturell überlieferten Zeremonien und Traumriten verbunden sein.

Das Kunstverständnis der Aborigines

Aborigines Scouts wissen, dass die Kunst ihrer Vorfahren zu den ältesten Zeugnissen der Menschheitsgeschichte zählt. In Höhlen und Grotten lassen sich noch gut erhaltene Malereien finden. Die ursprünglichste Kunst ist hingegen ebenso wie das komplizierte Verwandtschaftssystem nur in Ansätzen verständlich. Aborigines denken tagtäglich sehr spirituell und unterscheiden sich dadurch von den Menschen der Großstadt erheblich. In ihren Kategorien hat der Begriff der Schöpfung eine außerordentlich wichtige Rolle, aber sie hat eine andere Bedeutung als etwa in Europa. Ihre Idee einer Schöpfung beschäftigt sich mit Geistern und Ahnen, die das Land und die Natur einst geformt haben. Mit dieser Vorstellung sind ebenso Moralvorstellungen und sogar die Verwandtschaftssysteme selbst verwoben. Ausdruck dieses Glaubens finden Touristen in den mystischen Tänzen der Aborigines Stämme. Sie praktizieren heute das, was sie von ihren Vorfahren wissen. Alte Höhlenmalereien und geschnitzte Kunstwerke sind so stets mit der sagenumwobenen Traumzeit der Aborigines verknüpft und mehrdeutig. Überraschend für Europäer könnte hierbei die Tatsache sein, dass sich rund Dreiviertel aller Aborigines zum Christentum bekennen. Das Kunstverständnis der älteren Aborigines ist jedoch auch mit Hilfestellungen besonders schwer zu entschlüsseln. Es ist davon auszugehen, dass die Bedeutung eines Kunstwerks mitunter absichtlich nur wenigen Außerwählten zugänglich ist. Neuere Erkenntnisse belegen weitere spektakuläre Ansätze. Einzelne Forscher gehen nämlich davon aus, dass Aborigines Stämme die Höhlenmalerei auch gezielt zur Unterweisung in die Anatomie der Tiere genutzt haben könnten. Seit der Stärkung der Aborigines im 20. Jahrhundert konnten talentierte Künstler das Werk ihrer Vorfahren mit neuen Maltechniken fortsetzen. Aborigines Kunst erreichte noch vor 1950 die USA. Es ist aber auch nicht ungewöhnlich, wenn in Australien ganze Bahnhöfe oder Zugabteile im Stil der Aborigines Kunst gestaltet sind. Nach den größeren Auseinandersetzungen in der Siedlungspolitik zeugt dies von einer großen Wertschätzung für die australischen Ureinwohner. Australische Urinsulaner und Aborigines planen seit dem 20. Jahrhundert weltweit erfolgreiche Ausstellungen, in denen sie ihre traditionelle Kunst einer breiten Öffentlichkeit vorstellen. Werke aus Stein, Sand oder Baumrinden sind für die Kunst der Aborigines charakteristisch. Häufig arbeiten Aborigine Künstler, wie es die alte Tradition verlangt, mit einem Angehörigen eines anderen Stammes zusammen.

Bedeutsame Aborigines in der Gesellschaft

Das Leben der Aborigines hat sich seit der Ankunft der Siedler im ausgehenden 18. Jahrhundert mehrmals schlagartig gewandelt. Neben dem Nomadenleben haben sich seither sehr viele Aborigines für ein modernes Leben entschieden. Ihre Leistungen in der Gesellschaft werden international gewürdigt. Moderne Aborigines Künstler wie Robert Campbell Jr. haben sich mit der problematischen Geschichte der Kultur beschäftigt. Trotz einer umfangreichen Aufarbeitung ist nämlich bis heute noch nicht jede Antwort auf eine mögliche Problematik gefunden worden. Eine große Rolle bei dieser Aufarbeitung hat das Thema der einstigen Enteignung. Zahlreiche Aborigines Stämme wurden in der Frühzeit besitzlos. Dieses Problem wird mittlerweile in der australischen Bevölkerung selbst unter jungen Australiern diskutiert. Sie solidarisieren sich inzwischen öffentlich mit ihren Ureinwohnern. Einflussreiche Aborigines haben zu dieser Trendwende erheblich beigetragen. So durfte Olympiasiegerin Cathy Freeman im Jahr 2000 als Aborigine das olympische Feuer entfachen und zeigte der Medienöffentlichkeit sogar die traditionelle Flagge der Ureinwohner. Dieses Medienecho nutzte bereits Jahre zuvor der Football-Profi David Kantilla, der dem Aborigines Stamm der Tiwi angehörte. Die Popularität von Aborigines wuchs dabei über das gesamte 20. Jahrhundert. Boxweltmeister und Aborigine Lionel Rose wurde mit großem Zuspruch im Jahr 1968 zum Australier des Jahres gewählt. Ebenfalls in den 70er Jahren erlangte eine Ausnahmesportlerin aus dem Stamm der Wiradjuri Weltruhm. Als Profitennisspielerin gewann Evonne Goolagong die Australien Open gleich viermal, daneben aber auch die French Open. Diese Emanzipationsbewegung fand ihren Ursprung im 19. Jahrhundert, als sich Aborigines in neuen Sportdisziplinen behaupten konnten. Die ersten Aborigines wurden im englischen Traditionssport Cricket berühmt. Bekannte Sportler machten sich noch vor dem 20. Jahrhundert in der Leichtathletik einen Namen. International bekannt wurden hierbei Aborigines in der Liga des Australian Football. Andere Aborigines beschritten überaus erfolgreiche politische Laufbahnen und setzten sich für die Rechte ihrer Angehörigen ein. Zu den ersten Aborigines Politikern zählt Neville Bonner, der bis zum Jahr 1983 aktiv im Senat tätig war. Zahlreiche Stämme haben ihr Land durch die andauernde Solidarität wieder zugesprochen bekommen. Damit ist die Lebenssituation der Aborigines so gut wie selten zuvor. Wer in das durchaus wilde Australien reist, kann viele Aborigines Stämme in einer Umbruchphase auffinden. Trotz alter Traditionen sind sie derzeit auf dem Weg zur Selbstverwaltung. Die Reise in das Land der australischen Ureinwohner kann dabei erstaunliche Einblicke in ihre Leistungen offenbaren. Besonders eine nachhaltige Reise unterstützt die Lebensweise heutiger Nomadenstämme.