Die Westküste Tasmaniens ist im Vergleich zur Ostküste nahezu unbewohnt und schlechter zugänglich. Doch besonders im Inland und an der Westküste gibt es wesentlich mehr Nationalparks, Naturschutzgebiete und die verschiedensten und wildesten Landschaften.
Kurz nach Scottsdale entlang des Tasman-Highways kamen wir an einem Berg vorbei, an dem es eine Toilette und einen BBQ-Grillstelle gab und auf dem es aussah wie der tiefste Schwarzwald mit dunklen Nadelbäumen und einem kalten Wind.
An diesem Ort hatten wir zuerst vor zu übernachten, haben uns allerdings anders entschieden, da es eindeutig zu kalt wurde. Daher sind wir die Strecke von dort über Lanceston bis nach Hadspen bei Nacht gefahren, was sich als schwieriger als erwartet herausgestellt hat, da alle 4 Minuten irgendein Tier die Straße überquert hat trotz nahezu durchgehendem Hupkonzert. In dieser Nacht haben wir alleine 6 Wallabies oder Zwerg-Kangaroos gesehen und leider ebenso ein frisch überfahrenes Wombat.
Dank unserer konzentrierten und langsamen Fahrt (runde 30-40Km/h) haben wir kein Tier überfahren, aber dafür viele wilde Tiere gesehen, die einem bei Tag normalerweise nicht begegnen.
Insgesamt gibt es wesentlich mehr Nationalparks im westlichen Zentrum Tasmaniens als an der Ostküste.
Der Franklin-Gordon-Wild-Rivers-Nationalpark liegt nur runde 120 Kilometer westlich der Hauptstadt Hobart und ist beispielsweise einer der längsten Nationalparks ganz Australiens.
Doch der wohl bekannteste Nationalpark im westlichen Inland ist der Cradle-Mountain-Lake-St.-Clair-Nationalpark. Von Lanceston fährt man nach Deloraine und zweigt dann vom Highway 1 ab in Richtung Wilmot und Craddle Valley. Die Strecke führt durch unwirkliche Landschaften, über Berge, Täler und an den King Salomon Caves vorbei, einem Karst-Höhlensystem gespickt mit riesigen Stalagmiten und Stalagtiten.
Im Nationalpark angekommen gibt es Shuttle-Busse, die einen nahe an den Craddle-Mountain bringen, da normalerweise schon früh morgens die Parkplätze im Park überfüllt sind und nur noch die Shuttle-Busse in den eigentlichen Nationalpark fahren.
Ein Ticket kostet 11 AUD pro Person oder 22 AUD pro Auto oder Caravan. Wir persönlich mussten keinen Eintritt bezahlen und durften mit unserem Nationalparkausweis auch den Shuttle-Bus um sonst benutzen.
Entlang des riesigen Nationalparks verläuft auch der Overland-Track, die wohl berühmteste Wanderstrecke Tasmaniens, die über den Cradle Mountain, über das tasmanische Hochland und am höchsten Berg des Landes, dem Mount Ossa (1617m) vorbei führt bis hin zum Lake-St.-Clair, dem südlichen Ende des Nationalparks.
Für diese Wanderung muss man sich schon gut vorbereiten und mindestens 4-6 Tage einplanen.
Wir persönlich hatten dafür leider keine Zeit und auch nicht das erforderliche Equipment, was ich im Nachhinein sehr bedauere.
Unser Weg im Cradle-Mountain-Lake-St.-Clair-Nationalpark hat uns an den Cradle-Mountain und den davor liegenden Dove-Lake geführt.
Von dort aus haben wir eine 2 ½ Stunden lange Wanderung um den See gemacht und haben die unglaubliche Landschaft und ebenso die grandiose Tierwelt in vollen Zügen genossen.
Am See direkt konnte ich meine Kamera auch nicht mehr still halten vor lauter Postkartenmotiven, wie man vermutlich auch gut an den Bildern erkennen kann. Dieser Artikel erzählt vermutlich mehr durch seine Bilder als dass Worte jemals beschreiben könnten.
Auf dem Weg um den Dove Lake habe ich zufällig ein Netz einer Funnel-Web-Spider (Tunnelnetzspinne) gefunden, der giftigsten Spinne der Welt. Ich konnte es mir natürlich nicht nehmen lassen, eine Nahaufnahme des Netzes und des Inneren zu machen, doch alles natürlich mit einem genügend großem Abstand – Auf dem Bild hat man die Fangzähne der Spinne am Ende ihres trichterförmigen Netzes gesehen.
Die Landschaft im Cradle-Mountain Nationalpark hatte starke Ähnlichkeit zu den Landschaften im Kinofilm “Der Herr der Ringe” und hat einen Eindruck der Unvergänglichkeit der Natur hinterlassen.
In dieser Landschaft hat man sich als Mensch einfach nur ganz klein gefühlt und ebenso als Teil etwas größerem …
Die Bilder und Eindrücke, die ich dort am Dove Lake gesammelt hat, werde ich auf jeden Fall niemals vergessen und wer nach Tasmanien kommt, sollte das Land nicht ohne einen Besuch in diesem besonderen Nationalpark wieder verlassen.
Da der Caravanpark nahe dem Nationalpark schon um 6 Uhr seine Pforten schließt mussten wir weiter über Tullah und dann nach Rosebery fahren, wo wir endlich einen Campingplatz gefunden haben. Rosebery ist eine kleine Bergbaustadt, was man auch an den der hiesigen Wasserverschmutzung erkennen kann.
Der Campingplatz lag direkt an den Stitt-Falls, einem kleinen Wasserfall den man nachts besonders gut gehört hat und dadurch ein sehr angenehmes Einschlafgeräusch im Hintergrund hatte.
Direkt nach Rosebury liegen die Montezuma Falls, ein wunderschöner un Kaskaden herabstürzender Wasserfall, den wir allerdings nur auf Bildern anschauen konnten, da der Wanderweg über 3 Stunden gedauert hätte und wir unseren Zeitplan einhalten mussten …
Von Rosebury sind wir in Richtung Zeehan gefahren, wo wir auf Straße in Richtung Strathan abgebogen sind da wir die einzige größere Straße an die Westküste nicht verpassen wollten.
In Strathan führte eine wirklich schlecht befestigte Straße an das so genannte “Hell’s Gate”, einer Meeresenge, die von den in der Vergangenheit dort ankommenden Sträflingen so benannt wurde.
An sich ist das “Hell’s Gate” keine besondere Attraktion, die man um keinen Preis verpassen sollte – Mit einem Truck oder Gefährt mit Allradantrieb kann man hier einfach am Strand entlang fahren und auch der Weg zur Meeresenge dürfte nicht so beschwerlich sein, wie mit einem riesigen Campervan …
Im Endeffekt waren wir wirklich froh heil zurück zu kommen und unsere Reise durch Tasmanien nicht allzu unnötig verzögert zu haben. Doch der Strand am Hell’s Gate war doch ziemlich schön, auch wenn das Wasser eher braun als blau aussah. :)
Von Strathan ging es dann auf nach Queenstown, einer größeren Bergbaustadt. Schon auf dem Weg dorthin konnte man die durch den Bergbau zerstörte Landschaft gut erkennen und die kahlen Berge und fehlende Vegetation sind einerseits traurig, doch andererseits eben auch wieder eine neue Landschaftsart, die man bis jetzt noch nicht so gesehen hat.
Von Queenstown aus hat uns unsere Tour über mehr als 90 Kilometer durch den Franklin-Gordon-Wild-Rivers-Nationalpark geführt, in dem die Berge vergleichsweise stark und gut bewachsen waren und die Landschaft mehr einem Pass durch bewaldetes Hochland gleicht und später in eine Art Savanne übergeht.
Da der Cradle-Mountain-Lake-St.-Clair-Nationalpark sich so weit in die Länge zieht, kamen wir auf dem Weg wieder daran vorbei und haben uns den Lake-St.-Clair einmal genauer angesehen. Obwohl die Landschaften nur ungefähr 100 Kilometer entfernt liegen, kann man hier nichts mehr von der Landschaft am Cradle Mountain erkennen.
Die Natur hier gleicht einer bewachsenen Savanne mit viel flachem Grasland, Flüssen, Seen und Eukalyptusbäumen.
Am Lake-St.-Clair gibt es eine unglaubliche Fauna, die von kleinen Kangaroos und Wallabies, über Echidnas (kleine Ameisenigel), einer Vielzahl an Spinnen und anderen kleinen Tieren bis hin zum Schnabeltier (engl. Platypus) geht.
Da unsere Zeit begrenzt war haben wir nur eine einstündige Wanderung entlang des Sees gemacht, auf dem uns schon einige Wallabies begegnet sind.
Auf dem Weg aus dem Nationalpark heraus hat ein Echidna die Straße überquert und uns einen kurzen Blick auf dieses seltene Tier beschert.
Der Overlandtrack endet ebenso hier, aber kann natürlich auch von hier begonnen werden.
Im südlichen Teil des Cradle-Mountain-Lake-St.-Clair-Nationalparks findet man auch riesige und uralte Bäume, wie man an dem Bild auch wirklich gut erkennen kann.
Der letzte Abschnitt unserer Reise durch Tasmanien führte uns in den Mount Field Nationalpark, in dem sich die Russel-Falls befinden. Da wir schon die Montezuma-Falls nicht betrachten konnten, habe wir es uns natürlich nicht nehmen lassen einen kleinen Umweg in diesen Nationalpark nahe der Stadt Hamilton zu machen.
Der Wanderweg zu den Russel Falls ist ziemlich kurz aber bietet trotzdem etwas komplett Neues. Die riesigen Farne erinnern stark an die Regenwälder Australiens, was man vermutlich gut auf dem Bild erkennen kann.
Die Russel Falls an sich waren wunderschön auch wenn man dies nicht besonders gut auf den Fotos erkennen kann.
Mit dieser letzten Wanderung endet unsere Erkundungstour durch Tasmanien und wir mussten nur noch in die ungefähr 70 Kilometer entfernte Hauptstadt Hobart zurück fahren und unseren Britz-Campervan abgeben, der uns über die kurze Zeit doch sehr ans Herz gewachsen ist.
Doch die Rundtour durch Tasmanien war im Endeffekt eine der besten Touren, die ich bis jetzt in Australien gemacht habe. Nur würde ich jedem empfehlen noch mindestens 2 Tage länger als wir in Tasmanien zu bleiben, da wir auf unserem Weg doch etwas hetzen mussten um unseren Zeitplan einzuhalten.
Insgesamt 8 Tage dürften gut reichen um einen Großteil der Insel zu sehen und trotzdem nicht arg in Eile zu sein …